Er wollte keinen Polizisten spielen, der dem etablierten
Anwalt bei seinen kniffeligen Fällen hilft, deshalb zog er in der allerersten
Folge die Uniform aus und wurde Detektiv.
Privatdetektiv.
Er blieb es. Praktisch für den Rest seines
Schauspielerlebens war Claus-Theo Gärtner damit Josef Matula. 32 Jahre lang.
Der Mann in der Lederjacke mit dem Teddy-Kragen.
Der Billard spielende, bevorzugt (bis auf einen kurzfristigen
Audi-Ausflug) Alfa fahrende Frauenheld lebte und arbeitete nominell in
Frankfurt, die Produktion saß jedoch in Wiesbaden und verkaufte eifrig Straßen und
Bauten der Landeshauptstadt als Lokalitäten der Main-Metropole; Stoff genug für
kleinere und größere Lästerorgien.
Anfangs war er ja eher als der Sidekick des großen Günter
Strack gedacht, doch mit den wechselnden Anwälten veränderte sich diese
Position nachhaltig. Am Ende WAR Claus-Theo Gärtner „ein Fall für zwei“ und der
Anwalt für den juristischen Kram zuständig, der halt auch erforderlich war.
Wir trafen ganz am Anfang meiner Karriere als Drehbuchautor
auf einander. Als ich 1989 meinen ersten Drehbuchvertrag erhielt, war es ein
Fall für zwei. Es folgten noch ein paar Episoden, aber persönlich nichts
weiter. Drehbuchautoren und Schauspieler haben nicht viel mit einander zu tun.
Dann kamen wir sehr viel später bei einer Veranstaltung zusammen
und stellten fest, dass wir inzwischen praktisch Nachbarn waren. Es entstand
ein loser Kontakt, bei dem wir uns unserer Leidenschaft für Sport passiv
hingaben und außerdem die Jungs immer mal wieder mit den Autos spielten und
fröhlich tauschten („Willste mal fahren?“ „Klar!“). Ich hatte nie eine Chance
gegen den Amateur-Rennfahrer, ganz gleich, was er gerade lenkte. Ich bin halt
doch nicht der Racer-Typ. Eher der Chauffeur. Aber ich erinnere mich noch sehr
gut an die unglaublichen Bremsen des Porsche Turbo…
Während der Zeit befassten wir uns aber auch mit Möglichkeiten,
Claus-Theo Gärtner mal wieder eine Rolle jenseits der des Matula zu
verschaffen. Das war ein Traum von ihm und beim Sender lehnte man nicht
ab. Jedenfalls nie direkt. Sondern es hieß immer: „Ja, klar, gerne. Was soll es
denn sein? Mach mal einen Vorschlag und wir reden darüber. Im großen Kreis.“
Also das bekannte Öffentlich-Rechtliche NEIN. Wenn man
innerhalb eines Senders ein bestimmtes Projekt nicht will, dies dem
Vorschlagenden aber nicht direkt ins Gesicht sagen will oder kann oder darf,
dann gibt es eine 100ige Methode, es zu killen. Man macht vom Exposé 30 Kopien,
die man vertikal und horizontal verteilt, mit der Maßgabe, dass man dieses Ding
gerne realisieren würde. Da kann man sicher sein, dass die Bedenkenträger, Neider,
Feinde nur so aus den Löchern poppen und alles tun werden, die Sache im Sande
verlaufen zu lassen. Zuverlässig. Und der, der das alles initiiert hat, bleibt
der Freund. Der gute. „Ich warte noch auf die Reaktionen der anderen
Abteilungen…“
Wir plotteten also in Claus-Theos weitläufigem Garten,
schrieben Exposés, fuhren Auto, redeten dummes Zeug, besuchten
Oldtimer-Versteigerungen und Grand-Prix.
Dann zog Matula weg und wir verloren
uns aus den Augen.
Das große Fernsehspiel mit Claus-Theo Gärtner gab es
natürlich nie.
Nun geht er also in Pension, der letzte große deutsche
Fernsehdetektiv. Vielleicht war er sogar der einzige, der einen bleibenden
Eindruck hinterlassen hat. Umfangreich ist die Auswahl ja nicht. Es war schon
immer eher schwer, in einem Land, das keine Tradition an Privatermittlern hat,
so eine Figur halbwegs glaubwürdig zu etablieren. Die unauffällig tätowierten
Menschheitsretter vor der Auto-Wackelkamera, die nachmittäglich „Fälle“ „lösen“
zähle ich mal nicht dazu.
Wer fällt mir da noch ein? Robert Strohm alias Klaus
Löwitsch, der es auf immerhin 5 Staffeln brachte. Aber der hatte mehr einen „James
Bond auf dem zweiten Bildungsweg“ Touch. Detektivbüro Roth mit Manfred Krug,
bevor er ein Liebling wurde, gab es auch noch. Eher harmlose Fälle mit
Humoranflügen. Das war’s aber auch schon.
So bleibt Josef Matula für mich der letzte seiner Art. Und
nun hat er sich verabschiedet, nach beeindruckenden 300 Folgen.
Mach’s gut, Claus-Theo.
Genieße Dein wohlverdientes Rentnerdasein, brems rechtzeitig
vor den Kurven und melde Dich einfach mal wieder, wenn Du gar nichts Besseres
zu tun hast!
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