Mittwoch, 20. März 2013

Schauspieler schauspielen - Fußballer fußballen




Oder: Der Nutella-Fluch

Ich bin ein großer Freund des überseeischen Sports mit dem eiförmigen Ball und dort gibt es ein kurioses Phänomen, das als „der Madden-Fluch“ bekannt wurde. John Madden ist eine Tainer- und später Reporterlegende in der National Football League, eine geschäftstüchtige dazu. Seit bald Jahrzehnten gibt er seinen Namen für ein Computer-Spiel her, auf dessen Cover seit 1999 jeweils ein aktueller Football-Star zu sehen ist. Mit dem Resultat, dass der im folgenden Jahr jeweils so richtig die Seuche hat. Entweder verletzt er sich schwer oder das Team spielt unterirdisch oder er selbst auch oder alles zusammen.

Was hat das nun mit Fußball zu tun? 
Und mit Medien?

In meiner Welt einiges.
Es ist ja nun so, dass in Sachen Deutsche Fußball-Nationalmannschaft seit Jahren ein italienischer Sponsor (hm, darüber sollte man auch einmal nachdenken; warum nur können wir nicht gegen Italien gewinnen, was mischen die in das klebrige, braune Zeug?!) die mediale Welt mit ach so ungemein lustigen Clips erfreut, in denen sich Ballartisten um Nougatpampe streiten. Solange sie das mit Ball tun, geht es ja noch, doch sobald sich Münder öffnen und Stockpuppen vom Teleprompter ihre Texte lesen (erwähnte ich, wie witzisch die sind, harrharr), wird es siebzigerjahriger als in Waldis Club (keiner hab ihn seelig…).

Schauspieler sollten schauspielen. Das können beileibe nicht alle.

Fußballer fußballen. Auch da gibt es welche, die trotz Vertrags nicht dazu in der Lage sind.

Aber Fußballer die schauspielern...

Himmel hilf.

Das ist nur ein Aspekt. Ein anderer, und der ist nicht nur mir bereits aufgefallen, ist, dass es offenbar auch einen Nutella-Fluch gibt. Sehr viele Protagonisten, die in den letzten Jahren in diesen wunderbaren Inszenierungen des dörflichen Laientheaters eine Sprechrolle hatten, spielten sehr bald darauf in der Deutschen Fußballnationalmannschaft keine Rolle mehr und fielen dem Vergessen anheim („Papa, der ist DAS denn?!“).

Nun hat das artfremde Gebaren der Ballkünstler einen weiteren, tragischen Aspekt bekommen. Seit gestern ist das erste reale Opfer dieser Sponsoringexzesse zu beklagen.
Ich weiß nicht, ob er auf einem Nutella-Brot ausrutschte, aber Kevin Trapp hat sich verletzt. Die Hand gebrochen und das ist als Torwart eine Katastrophe. Es gibt in der aktuellen Bundesliga Keeper, bei denen bekomme ich ob ihrer Art zu spielen dicke, eitrige Pickel. Besonders ein paar junge Großmäuler sind darunter, die ich nicht mag. Kevin Trapp gehört nicht dazu. Obwohl der bei der Eintracht spielt. Er war schon beim FCK mein Lieblingstorhüter, noch bevor er die Nummer 1 wurde und ich halte ihn im Moment für den besten und ich gönne ihm jeden persönlichen Erfolg. 
Nun fällt er aus.
Ich wünsche ihm das Beste und dass alles so zusammenwächst, wie es gehört.
Ehrlich.
Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, ob es da um fettige, dunkle Pampe aus italienischer Produktion ging. Aber es ist schon mehr als kurios. Eine Trainingsverletzung, okay, das kann immer passieren, ob im Verein oder in einer Nationalelf. 
Aber wegen eines Unfalls bei WERBEAUFNAHMEN außer Gefecht zu sein... 
Schlimmer geht es kaum.

Doch, natürlich. Es geht noch schlimmer. 
Das Ganze ist ja bei der Deutschen Nationalmannschaft passiert, bei der Öffentlichkeitsarbeit immer noch ähm…, ja…, also… Sagen wir einmal, noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Da geht es zu wie in einem Dorfverein und der Geist des fußball- und medienverstandsfreien Vorgängerpräsidentenjuristen (Herr der Fettnäpfe) weht offenbar immer noch durch die Hallen.
Als ob so ein Ereignis zu vertuschen sei. 
Trotzdem wird es versucht.
Salamitaktik.
Verletzt.
Handbruch.
Auf der Israel-Reise.
Keine Infos wie.
Wahrscheinlich beim Training.
Naja, also, außerhalb des Trainings.
Bei einer Veranstaltung der Mannschaft. Kann sein.
tbc

Man macht nicht aus der Not eine Tugend, erklärt, was passiert ist, wie sensationell kurios und bedauerlich das Ganze ist, dass so etwas noch nie bei Werbeaufnahmen passiert ist und natürlich nicht zu erwarten war und sich auch wohl nie wiederholen wird und wünscht dem Betroffenen alles Gute. 
Nein. 
Was geschehen ist, müssen Journalisten quasi-investigativ herausfinden.
Der Unfall ist kurios.
Die mediale Aufarbeitung durch den DFB peinlich.
Mal wieder.

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