Montag, 9. Februar 2015

Berlinale 3

Und ein weiterer Tag in der erstaunlichsten Stadt des Universums.
Der Berlinale Server hat die Kartenholer am Morgen mit einem Totalausfall in der Kälte stehen lassen, aber wenigstens funktioniert später der Filmserver.

Holmes
Sherlock Holmes ist 93, lebt an der Südküste mit einer Haushälterin und deren Sohn, leidet an beginnendem Alzheimer und versucht verzweifelt, sich zu erinnern, warum sein letzter Fall vor 30 Jahren sein letzter war und er sich aus der Branche zurückgezogen hat. Mein Berlinale Highlight bisher, mit phantastischen Schauspielern. Im Wettbewerb, aber leider außer Konkurrenz.

Knight of Cups
Ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor mit Burnout memoriert die Stationen seiner Karriere. Eine teils surreale Bilderflut, nur zusammengehalten durch die beinahe Dauerpräsenz des Hauptdarstellers (Christian Bale; auf dem Roten Teppich hinreichend hysterisch bekrischen und geknipst) und seine drei Gesichtsausdrücke, Themengebenden Tarot-Karten und immer mal wieder demselben Hubschrauber, der durchs Panorama flattert. Verweigert sich jeder Konvention durch die permanenten Off-Stimmen, die die akustisch zurückgeblendeten Spielszenen quasi-dokumentarisch wirken lassen, verzichtet auf einen Plot im eigentlichen Sinne und am Ende des Tages auch auf eine Botschaft. Trotzdem stellt sich spät ein gewisser suggestiver Sog ein. Klarer Bärenkandidat für Kamera und Schnitt.

El bóton nácar
Dokumentarfilm aus Chile, der versucht, den ganz großen Bogen von der Vernichtung der Ureinwohner Pagagoniens bis zu den Junta-Morden zu spannen. Ein paar großartige Einstellungen retten den Film nicht, der mehr abbeißt als er schlucken kann. Der Versuch, alles mit allem zu verbinden scheitert kläglich. Zu viel Geschwätz von den falschen Leuten im On, unreflektierter Selbstbezug in der Offstimme, ohne dass man wirklich etwas erfährt und als der Film eigentlich vorbei ist, kleckert er noch weitere 20 Minuten wiederholend vor sich hin. Peinlich: Der Anthropologe, der minutenlang verklärten Gesichts Indianergesang intoniert. Sehr enttäuschend und nicht des Wettbewerbs würdig. Aber wohl aus politischen Gründen drin.

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