Die Jury der Berlinale hat entschieden und Preise verstreut. Dabei ist sie der Tradition treu geblieben, im Zweifel lieber einen Filmemacher wegen seiner Persönlichkeit, seines Schicksals oder generell aus Gründen politischer Signalwirkung auszuzeichnen. Und nicht wegen des eingereichten Werkes.
Der Hauptpreis ging also in den Iran, für einen Film, der unter den Besuchern nicht unbedingt Favorit war.
Einige andere Kategorien konnte man durchaus nachvollziehen, wie Darsteller und Regie.
Was meiner unmaßgeblichen Meinung nach jedoch ein Schlag ins Gesicht aller professioneller Drehbuchautoren ist, ist der Preis für "Der Perlmuttknopf". Dieser Dokumentarfilm, über dessen Qualität ich mich schon ausgelassen habe, bekommt einen Preis für das "Drehbuch".
Bedurfte es noch eines Beweises, mit welcher entweder Ahnungslosigkeit oder auch Verachtung das filmemachende Universum der Keimzelle des Films an sich, dem Drehbuch, gegenübersteht, ist er hiemit ein weiteres Mal erbracht.
Wo bitte hatte dieses zusammengeschnipselte Alterswerk ein Drehbuch?
Wenn ein dramaturgischer Bogen vorgesehen war, ist er unter der Last der Überambition zusammengebrochen.
Wo bitte ist eine kreative Autorenleistung?
Wie sieht dieses Drehbuch aus?
Meer - außen/Tag.
Wasser rauscht.
Oder
Studio innen/Tag
Wir betrachten einen Salzblock von verschiedenen Seiten.
Ich habe auf der Berlinale dieses Jahr nur 15 Filme gesehen. Von denen hatten 14 ein Drehbuch, das signifikant besser war als das, was nun ausgezeichnet wurde.
Wenn man den Filmemacher unbedingt bepreisen wollte, aus den bekannten, politischen Gründen, dann hätte es genügend andere Möglichkeiten gegeben. Aber ihn für das "Drehbuch" auszuzeichnen verhöhnt die Autoren all der anderen 400 Filme.