Montag, 18. März 2013

Die Rückkehr des lebenden Toten



Zuerst dachte ich, es sei ein kleiner, verfrühter Aprilscherz, aber offenbar stimmt es tatsächlich.
Mark Keller, in der Reihenfolge des Auftretens Kommissar Nummer drei, steigt wieder bei Alarm für Cobra 11 ein.
Nachdem ich mich seit mehr als 15 Jahren mit diesem Format überhaupt nicht mehr beschäftigt habe, bringt die Meldung ein paar Erinnerungen wieder hoch.
Damals, ja…
Als der Wilde Osten noch der Wilde Osten war, wo man in Berlin mal schnell eine ganze Autobahn, die nicht mehr benötigt wurde, zur gefälligen Verwendung und Zerstörung bekam. Und eine Raststätte gleich dazu. Als Stunts noch etwas wirklich Neues waren und nicht die 187te Variante der einseitigen Rampe zum fröhlichen Flug mit ganzer Schraube. Als man noch einfach aus Spaß Weltrekorde im BMW-Hoch-Weitsprung aufstellte, komplette Brücken in die Luft jagte und die Bagger fahrenden Tiefladern die Kabinen abrissen.
Und als in Privatsendern noch Menschen mit Ideen bestimmten, welche Programme man machen wollte, einfach um etwas Neues auszuprobieren, und nicht auf einen Redakteur sieben Controller kamen, die alles besser wussten. Hinterher.
Es war für mich die erste Produktion, in der ich direkt ins Filmemachen eingebunden war. Nominell und quasi mit Präsenz-Pflicht. Ich habe damals viel gelernt und viel lernen müssen. Insbesondere in Bezug auf Stellung des Drehbuchautoren bzw. Dramaturgen innerhalb einer Produktion. Jeder Schülerpraktikant ist wichtiger…
Es waren nur ein paar Jahre, aber die Arbeit an diesem Format hatte für meine Zukunft einige Auswirkungen. Nicht unbedingt positive. In meiner Zeit hatte ich immer versucht, mein Credo durchzusetzen, dass eine intelligente Handlung einem Actionfilm auf gar keinen Fall schadet. An der einen oder anderen Stelle war es mir gelungen, denke ich noch heute. Das hinderte „die Branche“ aber nicht daran, sich ihre Meinung zu bilden, oft genug, ohne auch nur eine einzige Folge des Formats gesehen zu haben. Drei Staffeln Cobra 11 und ich hatte meinen Ruf weg. Ein verächtliches „Der kann doch nur Action“, war die Standardphrase, die jede Nennung meines Namens als Drehbuchautor an vielen Stellen hervor rief. Manchmal muss ich es heute noch hören, von Menschen, die zu der Zeit, als ich in irgend einer Weise für die fliegenden Autos zuständig war, noch nicht einmal im Fernsehgeschäft tätig waren.
Nun ist er also wieder da, mein André Fux. Der Charakter, den ich damals für Mark Keller entwickelt habe, wie auch den ganzen Rest des Personals der PAST (Polizeiautobahnstation). Als nach dem Überraschungserfolg der kleinen, oft genug improvisierten ersten Staffel der große Auftrag winkte, aber bis auf die Figur Semir gar nichts mehr vorhanden war.
Der Rest ist dann quasi Fernsehgeschichte. Angeblich läuft Alarm für Cobra 11 in über 140 Ländern und soll die erfolgreichste deutsche Serie aller Zeiten sein.
Ob ich mir anschaue, wenn es so weit ist, was André Fux in den 15 Jahren, die er auf dem Grund des Mittelmeeres geparkt war, so erlebt hat? Und was er heute treibt?
Mal sehen.
Vielleicht.

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