Oder: füllen Sie das anliegende Formular aus und schicken Sie
es zurück
Wir schreiben das Jahr 2013. Nicht 1897. Auch nicht 1963.
Oder so. Das muss ich mir immer gewaltsam ins Gedächtnis rufen, wenn ich es
wieder einmal mit meinen ganz besonderen Freunden zu tun bekommen.
Den
Planstellenbesetzer (und –vermehrern) in öffentlichen Verwaltungen und der
Wirtschaft.
Ein Soziologe namens Parkinson hat 1955 festgestellt, dass
die Zeit in Bürokratien anders läuft als im Rest der Welt. Eine Arbeit in einer
Verwaltung dauert nicht so lange, bis sie erledigt ist. Sondern sie dehnt sich
in alle Richtungen aus bis sie das Zeitfenster, das für sie zur Verfügung
gestellt wird, bis zum Platzen füllt.
Weiterhin hat der kluge Herr Parkinson festgestellt, dass ab
einer bestimmten Größe eine Verwaltung gar keinen (Unternehmens)Zweck mehr
benötigt, da sie mehr als hinreichend damit beschäftigt ist, sich selbst zu organisieren.
Und dazu das Personal kontinuierlich aufzustockt, ohne das „Kerngeschäft“ auch
nur zu tangieren. Denn nichts soll einen Verwalter stören, schon gar nicht
produktive Tätigkeit.
Das war 1955, wohlgemerkt. Also lange, lange, bevor es im
großen Stil nutzbare Computer gab.
Die kamen dann Anfang der 80er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts auf. Die Idee vom papierfreien Büro geisterte durch die Wolkenkratzer und
erschreckte Menschen auf Planstellen. Aber die sind findig. Sie bemerkten sehr
schnell die Vorteile der neuen Technik. Man konnte Dokumente nun nicht mehr nur
mit einem Durchschlag schreiben. Man konnte sie in beliebiger Zahl ausdrucken!
Was man auch tat.
Das Monster Bürokratie fraß weiter und mehrte sich personell
und verschickte Papier, Papier, Papier.
Dann kam das Internet und es drohten ganz neue
Möglichkeiten.
Alles konnte auf einmal schnell gehen, ohne einen Postlauf von
mehreren Tagen hin und zurück einzukalkulieren und Verluste auf dem Versandweg.
Formulare mussten nicht mehr hin- und hergeschickt werden, sondern konnten zum
Download bereitsgestellt werden. Die Bearbeitungszeit eines Vorgangs lief auf
einmal Gefahr zur Realzeit zu gerinnen.
Schrecklich. Grauenhaft. Unvorstellbar.
Doch die Kaste der Kreativbürokraten wusste auch hier
Abhilfe.
Formular: Ja.
Download: Ja.
Versand: bitte einscannen und als PDF oder per Fax oder auf
dem Postweg verschicken.
Ausfüllen des Formulars: von Hand. Bitte mit schwarzem
Füller oder Kugelschreiber.
Ja.
Genau.
In einer Zeit, in der selbst das
Bürokratieerfindungsministerium (Finanzamt) die Menschen nötigt, einen
Internetanschluss zu besitzen und Steuererklärungen mit lustigen Vogelnamen
versehen (hm, Elstern sind doch diebische Tiere? Passt also schon…) auf
elektronischem Weg abzugeben, grassiert der mittelalterliche Wahnsinn.
Ich habe in den letzten zwei Wochen nicht weniger als 7 (in
Worten sieben) Formulare von Banken, Versicherungen, Autoherstellern und
Energieversorgern entweder per Post oder per Mail oder per Download erhalten,
die ich VON HAND ausfüllen soll.
Nein, nicht am Monitor mit der Tastatur in dafür vorgesehene
Felder.
Das ist NICHT MÖGLICH und NICHT VORGESEHEN.
Ich soll das Ding ausdrucken,
mit dem Stift beschreiben, irgendwie wieder in meine Maschine stopfen und dann
verschicken.
Per Anhang als Mail.
Per Fax.
Oder halt per Post.
Das Standardtextverarbeitungsprogramm WORD bietet die
Möglichkeit, am Rechner ausfüllbare Formulare zu erzeugen, genauso wie Acrobat.
Sogar sehr einfach und komfortabel.
So man es denn WILL und KANN.
Aber die Kaste der Bürokraten verbringt ganz offensichtlich
wenigstens die Hälfte ihrer Arbeitszeit damit, angestrengt alles zu
unternehmen, eben NICHT zu arbeiten, sondern völlig überflüssige
Tätigkeitsschritte innerhalb eines Prozesses mit einem Maximum an Aufwand
nicht zu gehen sondern zu trippeln. An zwei Krücken.
Ich bin dazu übergegangen, diese Ansinnen abzulehnen.
Ich teile
jeweils in einem kurzen Schreiben knapp ALLE Informationen die abgefragt werden
mit.
Mehr nicht.
Ich habe mir einen schönen Textbaustein
geschrieben, den ich immer wieder verwenden kann, in dem ich darauf hinweise,
dass im 21. Jahrhundert die Technik so weit fortgeschritten ist, dann man auf
das handschriftliche Ausfüllen von Forumlaren verzichten kann. Wenn jemand auf
der anderen Seite des Tisches der Ansicht ist, irgendwer müsse dies tun, dann
darf er gerne Buchstaben in Kästchen malen und das Ganze dann noch einmal an
der Tastatur abtippen.
In SEINER Arbeitszeit.
Nicht in MEINER.
Mit freundlichen Grüßen.
Und schau an, es ist mir gelungen, in diesem Beitrag weder die
Sparkassenversicherung noch VAG Leasing oder die DEVK auch nur zu erwähnen…
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