Freitag, 13. Dezember 2013

Neulich, kurz vor Weihnachten



Man nötigt mich wieder einmal zu Korrespondenz:

Sehr geehrte Damen und Herren,



ich muss mich SEHR beherrschen, dass ich Ihnen im Folgenden nicht noch deutlicher sage, was ich von einem Unternehmen halte, das sich aufführt wie Ihres.

Letzte Woche erhielt ich einen Werbeanruf aus Ihrem Haus. Zufällig kam mir dieser ausnahmsweise entgegen, weil ich tatsächlich eine Zweitkarte für meinen Sohn als Weihnachtsgeschenk brauchte.

Was ich definitiv NICHT brauchte, war ein Receiver. Ich wollte stattdessen 1. ein CI+ Modul und 2. alle weiteren HD Optionen für Sender wie RTL, PRO7 usw.

Ihre Mitarbeiterin zog extra noch ihre Chefin hinzu, um die Details zu klären.

Die Vereinbarung war am Ende: SKY Welt + HD + Sport + andere HD Sender + CI+ Modul + 2 Monate kostenfreie Erweiterung für knapp über 20,-- €.

Man sagte zu, das alles schriftlich zu fixieren und mir Unterlagen sowie Hardware zuzusenden.

Am Folgetag erhielt ich einen Anruf eines flockig-fröhlichen maskulinen Mitarbeiters Ihres Hauses, der mir eine Zweitkarte verkaufen wollte.

Mit einem Receiver als "Geschenk", der gleichwohl nicht mein Eigentum würde.

Ich setzte ihn in Kenntnis darüber, dass ich etwas Alternatives bereits am Vortag abgeschlossen hätte UND nannte ihm die Details.

Er fand diesen Auftrag angeblich NICHT im System, genau so wenig wie eine Information, dass mich jemand angerufen und erreicht hatte.

Ich erläuterte ihm NOCH EINMAL genau, was ich wollte.

Er würde das nun eintragen, sagte er.

Ich fragte nach, ob denn gesichert sei, dass tatsächlich GENAU meine Bestellung auch aufgenommen und bearbeitet würde.

Jaja, ganz sicher.

Da müsse ich mir keine Sorgen machen.

Das sei alles bestens.

Heute erhalte ich ein Paket von Ihnen.

Wollen Sie raten, was drin ist?

Ein gottverdammter Scheiß-Festplatten-HD-Receiver!

Wie unendlich blöde oder ignorant sind eigentlich Ihre Telefonwerber, dass die nicht einmal in der Lage sind, SICH SELBST zuzuhören, wenn sie einen Auftrag wiederholen!?

Wenn Sie wollen, dass ich das bestellte Zusatzabo aufrecht erhalte und Ihnen die Kiste nicht kurzerhand zur gefälligen Abholung vor die Tür stelle, dann schicken Sie mir SOFORT das bestellte CI+ Modul sowie ALLE notwendigen Informationen.

Und Sie lassen sich für MICH etwas Überzeugendes einfallen, damit ich Ihnen meine Arbeitszeit,die durch IHRE Desorganisation verschwendet wurde, NICHT in Rechnung stelle.

Mein Stundensatz beträgt zur Zeit 350,-- € zuzüglich 7 % MWSt.

Dafür kann man fast zwei Jahre bei Ihnen fernsehen.

Möglicherweise ist Ihnen nicht entgangen, dass der Begriff "stinksauer" bei mir als Kunde gerade eine erweiterte Definition erfährt.

Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Laden in den Griff bekommen!



Mit freundliche Grüßen



Matthias Herbert

Dienstag, 12. November 2013

Humor ist wenn die Polizei lacht.

Warum nur muss sich offenbar JEDER Kölner für den nächsten Comedy-Superstar halten?

Beamtet oder nicht.

Eine Pressemeldung der Kölner Polizei:

Ebenfalls zu Ende war die Party für zwei Jugendliche (14,16) die um 21.40 Uhr einer jungen Frau die Perücke geraubt hatten. Polizisten hatten beobachtet, dass die Jugendlichen ihr Opfer gegen ein Domportal drängten. Bevor die Beamten das Geschehen erreichen konnten, rissen die Täter der Frau die Kostümierung vom Kopf und versuchten zu entkommen. Nach kurzer Verfolgung stellten die Beamten die Flüchtigen. Die junge Frau erhielt ihre Kostümierung zurück. Die beiden Jugendlichen müssen sich nun in einem Strafverfahren wegen Raubes verantworten.
Die vermutlich taubstumme Frau wird dringend gebeten, sich unter der Telefonnummer 0221/229-0 mit der Polizei Köln in Verbindung zu setzten.


Narrenkappe auf und: Narhallamarsch!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Abschied von Rosa

Ist das wirklich wahr? Zwanzig Jahre ist das jetzt schon her? Man wird alt...
Es war also einmal in grauer Vorzeit, da erreichte mich über den Agenten, den ich seinerzeit noch hatte, der Hilferuf eines Produzenten. Er hätte da ein Problem. Ein sehr großes. Ein Drehbuch zu einer neuen Krimireihe - und nichts würde wirklich funktionieren. Selbstredend war alles schon geplant und der Drehstart stand fest. In ein paar Wochen. Aber nun bräuchte man Hilfe. Ganz dringend Hilfe.
Ich sagte zu, nahm mir das Buch vor. Ich verbrachte die folgenden zwei Wochen zwischen Lerchenberg und Büro. In flotter Folge gab es neue Fassungen von mir und unmittelbar darauf Besprechungen und sofort, nach Möglichkeit über Nacht, neue Fassungen. Und im Anschluss wieder sehr ermüdende Besprechungen, bei denen der eine oder andere Beteiligte wie in "Shutter Island" in dem Moment, in dem ein Resultat da war und man sich endlich verbindlich auf einen Entschluss geeinigt hatte, auf den Reset-Knopf drückte - und wieder ganz von vorne anfing. Im Prinzip war es die immer wiederkehrende Frage, wieso zum Teufel denn in dem perfekten Kreis, den man bestellt hatte, keine Ecken vorhanden wären? Oder was zum Geier Leber-, Blutwurst und Wellfleisch auf der Schlachtplatte zu suchen hätten?
Doch Rosa Roth war trotz aller Widrigkeiten ein Projekt, bei dem ich mit dem Herz dabei war und in das ich sehr viel hineingesteckt habe. Manche Dialoge aus dem Buch sind am Ende zu familieninternen Klassikern geworden, wie die lapidare Replik des russischen Gangsterbosses, als der Verräter ihn erstaunt fragt, seit wann ER sich auf die Polizei verlasse: 
"Kann jedem mal passieren."
Die Arbeit war trotzdem nervenzerfetzend und auslaugend. Aber es gelang mir am Ende dann doch, ein Buch zustande zu bringen und der Regisseur setzte es in brillante, stimmungsvolle Bilder um.
Rosa Roth - In Liebe und Tod - ist heute noch einer der ganz wenigen Filme, auf die ich stolz bin.
Es sollte aber meine einzige Folge für Rosa Roth bleiben. Nachdem der Mohr seine Schuldigkeit getan hatte, interessierte sich niemand mehr für Zusagen, auch nicht für schriftliche. Die Vereinbarung, mindestens noch die beiden nächsten Folgen zu verfassen, wurden kurzerhand in ein Vorschlagsrecht ohne irgendwelche Verpflichtungen umgedeutet, immer neue und andere Leute tauchten im Rahmen der Produktion auf und hatten immer neue und andere Ideen und nur eines gemeinsam: Von mir wollten sie alle nichts wissen.
Nachdem dann auch noch irgendwann sogar der Produzent ausgetauscht wurde, hatte ich überhaupt keine Verbindung mehr zu dem Format und seinen Machern. Ich habe später dann selbst nie wieder versucht, vielleicht noch einmal den einen oder anderen Fall beizusteuern.
Nun hat sie also ihren letzten Fall gelöst, die Dunkelhaarige im hellen Mantel, dessen makellose Sauberkeit zum Running Gag der Produktionen werden sollte.
Es war für mich damals nicht der erhoffte Aufstieg zu den "Großen" der Zunft, denen man die Entwicklung bedeutender Formate anvertrauen würde. Ganz gleich, wie gut und schnell ich gearbeitet hatte, man respektierte mich deswegen noch lange nicht. Dazu war ich zu renitent, wohnte nicht in der richtigen großen Stadt und kannte nicht die richtigen Leute intim genug. 
Unabhängig davon gehört Rosa Roth zu meinen eigenen Lieblingswerken.
Denn ab und zu (leider viel zu selten), geschieht es sogar in diesem Business, dass am Ende ein Film herauskommt, der dem entspricht, was der Autor sich beim Schreiben gedacht hat.
Kann jedem mal passieren...

Sonntag, 18. August 2013

Serienmörder findet gestohlene Bibel wieder



Beruflich befasse ich mich ja damit, mir schlimme Taten böser Menschen auszudenken. Privat liebe und sammele ich alte Bücher. Auf der Suche nach historischen Druckwerken stolperte ich nun nun unversehens in einen realen Kriminalfall, der Polizei und Landeskriminalamt zweier Bundesländer mehrere Tage lang in Atem hielt.
Bei der Suche nach alten Büchern im Internet war ich auf eine Bibel gestoßen, die mich interessierte. Normalerweise fasse ich nichts an, was jünger ist als 1800. Diese Bibel war aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und damit für mich eigentlich deutlich zu jung. Doch sie war von Königin Viktoria Auguste mit einer handschriftlichen Widmung zur Weihung einer Kirche versehen. Das weckte mein Interesse, genauso wie das mehr als selbstbewusste Preislabel des Anbieters. Der hatte in der Annonce vermerkt, dass er das Stift, dem das Buch gewidmet war, in Berlin vermutete, aber nicht gefunden hätte. Merkwürdigerweise fand
corpus delicti
ich bei meinen Recherchen schnell heraus, dass das betreffende Evangelische Johannesstift noch existierte. Ganz offensichtlich war die Bibel von der Königin-Kaiserin zur Weihung der Kirche geschenkt worden. Das machte mich nun etwas misstrauisch. Denn eine von einer Königin gewidmete Bibel wirft man sicher nicht weg, verkauft oder verschenkt sie gar. Meine Vermutung war nun, dass die wertvolle Bibel entweder in den Kriegsjahren evakuiert und nicht wiedergefunden wurde oder nach dem Krieg als Beute mitgenommen und irgendwo vergessen wurde (das Angebot kam aus Brandenburg). Um der Sache auf den Grund zu gehen, setzte ich mich mit dem Stift in Verbindung.
Meine kriminalistische Spürnase hatte mich nicht getrogen! Die Bibel war tatsächlich gestohlen. Aber nicht schon vor 70 Jahren! In Berlin war die Aufregung groß, als man dort erfuhr, dass die 2004 bei einem Einbruch entwendete Bibel wieder aufgetaucht war! Ich gab alle Daten, die ich von Angebot und Anbieter hatte, weiter. Seitens des Johannesstifts holte man sich polizeilichen Rat. Doch als man sich mit dem Verkäufer in Verbindung setzte, war dieser bereits misstrauisch geworden. Dazu kam, dass er über die Herkunft der Bibel nur sehr vage und fantasievolle Angaben machen konnte. Angeblich hatte der Hobbyantiquitätenhändler sie erst eine Woche vorher in Berlin gekauft. Er hatte außerdem den Angebotspreis um 2/3 heruntergesetzt, offenbar, um die Bibel möglichst schnell zu verkaufen. Als ihm klar wurde, dass man ihm auf der Spur war, bestand sogar plötzlich die Gefahr, dass er sich des für die Geschichte der Stiftung kostbaren Stückes entledigen würde, um nicht als Hehler verfolgt zu werden.
Erst eine schnelle Intervention des Landeskriminalamtes, bei dem dem Anbieter eine goldene Brücke gebaut wurde, bewirkte, dass eine Rückgabe der Bibel vereinbart werden konnte. Tatsächlich konnte der Pressesprecher des Stifts dann das lange vermisste Stück bei einem konspirativen Treffen in Berlin in Empfang nehmen. 
Die Bibel soll baldmöglichst wieder ihren alten Platz im Museum des Evangelischen Johannesstifts einnehmen. Den Entdecker des Buches hat das dankbare Stift zu einem Besuch nach Berlin eingeladen, ein Angebot, das ich bei nächster Gelegenheit gerne annehmen werde.
„Einmal Polizist – immer Polizist“, könnte man meinen. Der Bauch, auf den ich viel öfter hören sollte, jedenfalls hatte mir mit einem Grummeln sofort verraten, dass da etwas nicht stimmte. So habe ich also einen echten Kriminalfall gelöst. Es ist ja nicht das erste Mal. Vor 20 Jahren machte ich schon einmal Schlagzeilen, als ich einen Serieneinbrecher fing. Aber das ist eine andere Geschichte…


Donnerstag, 18. Juli 2013

Neulich in der Leserunde



Schriftsteller sind Menschen wie Du und ich. Sie können nur etwas besser zum Ausdruck bringen, dass sie doch anders sind. Logisch, nicht?
Was ich sagen will: wir haben genau so unsere kleinen Schwächen wie alle anderen. Und ein paar größere. Um nicht zu sagen sehr große.
Wir sind zum Beispiel ziemlich eitel. Und mögen es überhaupt nicht gerne, wenn wir kritisiert werden. Ganz egal, was wir behaupten. 
Dazu kommt, dass wir nicht wirklich soziale Wesen sind, ganz gleich, was wir an Theater aufführen.
Bussi hier, Bussi da, ach wie schön und ich freue mich ja so für Dich.
Alles gelogen.
Es gibt kaum eine Szene, sie so missgünstig und futterneidisch ist, wie die des kommerziellen Schrifttums.
Ich muss es wissen. Ich bin genau so.
Trotzdem sind Schriftsteller ganz gerne unter sich, denn ein professionell Schreibender ist meistens in der Lage zu verstehen, wovon ein Autor wirklich spricht bzw. was ihn gerade bedrückt oder sorgt oder freut. Außerdem macht es nur Spaß über andere herzuziehen, wenn das Gegenüber denjenigen kennt...
Mit den Zeiten des Internets kam die der Foren auf, in denen sich Gleichgesinnte zusammenfanden. Natürlich auch das schreibende Volk.
Leider auch der schreibwillige Teil der Menschheit - und der steht im Verhältnis zum schreibfähigen geschätzte 50:1.
Soll heißen auf einen Schriftsteller kommen mindestens 50 Menschen, die sich dafür halten - und alle Welt hat daran Schuld, dass sie nicht entdeckt werden.
Um solche Schreibwilligen-Foren machten Autoren mit professionellem Ansatz einen weiten Bogen.
So haben sich im Laufe der Zeit einige, wenige digitale Sammelplätze herauskristallisiert, die klare Aufnahmekriterien haben und den Hobbyschreiberlingen verschlossen bleiben.
Die stehen sabbernd davor, rufen "intolerantes, elitäres Dreckspack" und phantasieren sich den Himmel auf Erden zurecht, wie großartig es in diesen Autorenforen zugehen muss.
Tut es aber nicht, kann ich alle Schreibwilligen und -wütigen beruhigen.
Schriftsteller sind nämlich Menschen wie Du und ich.
In den einschlägigen Autorenforen wird genau so geheuchelt, nur in den meisten Fällen in feingeschliffener Prosa.
Intrigiert wird sowieso, was das Zeug hält, gerufmordet, gehetzt, geneidet.
Und wenn man überhaupt kein Thema mehr hat, erzählt man sich die neuesten Eskapaden der heimischen Katzen. Das geht immer.
Da sich diese Foren aber professionell geben, existieren zwischen allerlei Workshops, die nicht wirklich immer von den kompetentesten Leuten geleitet und abgeschottet werden auch sogenannte Leserunden.
Dabei stellt ein Autor ein verlegtes, neues Werk vor, das dann gemeinsam gelesen und diskutiert wird.
Was man so Diskussion nennt.
Es gibt Autoren, die wollen tatsächlich auch Kritik hören, sind interessiert und gehen darauf ein.
Andere hingegen betrachten eine Leserunde als ihre ganz private Lobeinsackstelle.
Und in einer solchen bin ich unlängst in ein Fettnäpfchen getreten, dass es nur so gespritzt hat.
Zur gefälligen Lektüre gebe ich eine etwas verfremdete Version der Debatte hier wieder.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Verhaltensweisen sind jedoch nicht zufällig sondern zwangsläufig.

Wir befinden uns in einer Leserunde. Die üblichen Verdächtigen haben mit ihren obligatorischen achwieschön, wiegroßartig, daskönntichnie-Postings bereits ihre Duftmarken hinterlassen, der gebauchpinselte Verfasser (in der Folge DGLA [=der größte lebende Autor])  hat hinreichend Bescheidenheit simuliert und die rhetorische Frage gestellt, ob es denn WIRKLICH überhaupt nichts zu bemäkeln gäbe.
Auftritt Leserundenteilnehmer MH.
MH: Ich frage mich, wie Elefant Kuno in der Szene rund um die Diskussion zwischen dem Affen Popo und der Schlange Elvira auf das Empire-State-Building kommt.
DGLA: Was für eine Frage. Der ist natürlich dort hinauf geflogen.
MH: Ähm… Okayyyyy. Der kann fliegen? Habe ich da irgendwo etwas überlesen?
DGLA: Natürlich kann der fliegen.
MH: Ich habe jetzt noch mal nachgeschaut. Es ist nirgends erwähnt, dass er fliegen kann.
DGLA: Kann er aber. Seine Mutter ist die Elefantin Rüsseline und sein Vater der Albatros Frightendofair. Kuno hat große Flügel und wurde als Kind deswegen immer gehänselt, weshalb er sich unter seinesgleichen nie wohlgefühlt hat und seine besten Freunde Nager sind.
MH: Aha. Schade, dass man davon nichts erfährt. Interessante Hintergrundgeschichte. Okay. Er ist also hochgeflogen. Mir hätte es geholfen, wenn das jemand erwähnt hätte. Da haben wir also den fliegenden Elefanten Kuno.
DGLA: Ja, sag ich doch.
MH: Okay. Da ist dann aber später die Szene, in der Pipi, die Maus, in die Kuno heimlich verliebt ist, von Muscho, dem einäugigen Kater entführt wird und auf der Baustelle des neuen Worldtradecenters gefangen gehalten wird. Die Diskussion um die wechselnden Rollen zwischen Nahrung und Ernährtem und dass der Jäger die Beute immer liebt zwischen Pipi und Muscho finde ich großartig. Hm, ich weiß jetzt nicht, ob ich mich zu den Schwierigkeiten, die ich im Anschluss habe, überhaupt äußern soll.
DGLA: Das Gespräch zwischen Maus und Katze ist mir sehr gelungen, das finde ich auch. Schön, dass es dir gefällt und dich berührt. Magst du mir von deinen Schwierigkeiten danach erzählen? Das würde mich sehr interessieren.
MH: Bist Du Dir sicher?
DGLA: Ja. Ich bin ganz gespannt darauf.
MH: Kuno erfährt  auf dem World-Tradecenter wo Pipi ist und will sie retten.
DGLA: Ja, genau. Obwohl sie mit Otto, der Hamsterratte zusammen ist, macht er sich immer noch Hoffnung darauf, ihre Liebe zu entfachen. Er ist meine tragische Figur, weil Pipi ja eigentlich in ihren Halbbruder Benji-Maus verliebt ist, der der beste Freund von Kuno ist.
MH: Ah, interessant, das wusste ich nicht. Davon ist bisher nichts erwähnt.
DGLA: Das spielt später im dritten Band noch eine große Rolle, weil Benji-Maus Kuno vorwirft, dass er für den Tod seiner Halbschwester verantwortlich ist und sich mit Otto gegen ihn verbündet und zu seinem ärgsten Feind wird.
MH: Ähm, okay. Hört sich spannend an, aber ich hatte in DIESEM Buch jetzt ein Problem.
DGLA: Welches denn, lieber MH?
MH: Kuno will also Pipi retten. Aber der Aufzug des Empire State ist kaputt. Er muss die Treppe nehmen.
DGLA: Ja, genau.
MH: Meines Wissens hat das ESB vier Aufzüge.
DGLA: Die sind auch kaputt. Oder werden gewartet. Spielt doch keine Rolle.
MH: Äh… Okay. Dann läuft Kuno in die U-Bahn. Aber die hat einen Achsenbruch, mitten im Tunnel und sie stecken fest. Und bis er einen Weg durch die Rettungsschächte gefunden hat, ist es zu spät. Als er am WTC ankommt, hat Muscho Pipi schon gefressen.
DGLA: Ja.
MH: Ich frage mich, warum ist er nicht dorthin geflogen?
DGLA: Warum sollte er?
MH: Ähm. Weil er Flügel hat?
DGLA: Und was hat das damit zu tun?
MH: Verstehe ich jetzt nicht. Kuno kann zum Reden auf das ESB fliegen…
DGLA: Das habe ich doch schon gesagt. Muss ich alles zehnmal sagen?
MH: Aber in dem Moment, in dem es um alles geht, da marschiert der Elefant zu Fuß?
DGLA: Ich habe mich halt so entschieden. Es ist spannender, wenn er zu spät kommt.
MH: Aber es braucht doch einen Grund, warum er hier nicht fliegt. Wenn er es doch kann.
DGLA: Ich habe mich anders entschieden. Kapier’s endlich. Natürlich gibt’s einen Grund, warum er da nicht fliegt. Da kam auf einmal ein schwerer Sturm auf, mit Hagel. Und einem Tornado. Alle Flugzeuge mussten New York umfliegen. Und Elefanten bekamen keine Starterlaubnis.
MH: Ähm, okay. Das hätte man aber vielleicht wenigstens mal erwähnen sollen.
DGLA: Das ist ein Fantasy-Roman. Du willst meinen Roman so umschreiben, dass er ein Bericht über Flugsicherungstechnik und Meteorologie wird!
MH: Das habe ich doch nirgends gesagt.
DGLA: Doch, hast du! Immer wieder. Kapier endlich, dass es für die Handlung absolut nicht relevant ist, dass die Flugzeuge, die New York anfliegen wollen, alle nach Boston umgeleitet werden. Soll ich vielleicht auch noch die Flugnummern alle aufzählen?
MH: Äh… Wenn es die Handlung voran bringt, warum nicht?
DGLA: Es geht in diesem Roman nicht um Luftverkehrssicherheit. Wie oft soll ich das noch sagen?
MH: Natürlich geht es nicht darum.
DGLA: Aber du willst, dass ich darüber schreibe, warum keine Flugzeuge am Himmel sind.
MH: Ich habe doch von Flugzeugen überhaupt nichts gesagt. Es geht mir darum, dass ein Elefant in einer Szene fliegen kann, ohne dass das mit einem Wort erwähnt wird und in einer anderen, in der es um Leben und Tod geht, nicht einmal die Möglichkeit, das zu tun, in Betracht zieht! Und das ist für mich unlogisch und inkonsistent.
DGLA: Tja, das ist nur deine MEINUNG. Und auf die lege ich keinen Wert. Was soll ich mit jemandem diskutieren, vielleicht von Flugzeugen was versteht. Aber  nicht von Literatur.

Nachdem ich diese kleine Satire in dem betreffenden Forum veröffentlichte, hatte sie nur eine Halbwertszeit von einer Viertelstunde.
Dann wurde sie auf Betreiben der heimlichen Herrscherin und Strippenzieherin im Hintergrund zensiert. 
Wie ich schon sagte: Menschen wie Du und ich...
 

Montag, 1. Juli 2013

Neid - auf mich selbst...

Da wünscht man sich als Autor, es mögen sich viele Menschen für das interessieren, was man so in seinem Blog beizutragen hat - und die Hits bewegen sich in der Regel im zweistelligen Bereich.
Na gut, so wahnsinnig weltbewegend sind die An- und Einsichten eines Schreiberlings dann ja doch nicht.
Aber irgendwie fühlt es sich seltsam an, wenn das lokale Blog (es ist neutral, der oder die Blog, habe ich inzwischen gehört...), das ich parallel über die erstaunlichste Stadt des bekannten Universums betreibe, nämlich Limburg (speziell die Altstadt und ihre Insassen...), wenn dieses Blog auf einmal Kreise zieht.
Richtig große Kreise, mit Besuchen innerhalb von 48 Stunden, die die 5-stellige Grenze im Visier hatten.
Natürlich hat es eine Rolle gespielt, dass jemand das Ganze über eines der sozialen Netzwerke verlinkte und sich das dann multiplizierte.
Und das Thema spielte eine mehr als große Rolle, nämlich die Frage, ob eine Stadt einfach einen ganzen Stadtteil einem privaten Veranstalter zum gefälligen Missbrauch überlassen darf, ohne Rücksicht darauf, dass ein gutes Tausend Menschen dort wohnt.
Und der Veranstalter erhebt dann Eintritt, auch für diejenigen, die einfach nur in ihr eigenes Haus wollen.
Und die Stadt erklärt auf Nachfrage derlei für illegal.
Und der Veranstalter kassiert einfach trotzdem.
Und Ordnungsamt und Polizei schauen dabei zu...

Gibt es eigentlich den Begriff Kommunalkriminalität?
Falls nicht, müsste man ihn kreieren.
Nur für Limburg, mit Copyright und Lizenzgebühren, die dann von Security-Schlägertrupps eingetrieben werden.

Ich glaube, gerade geht der Krimiautor mit mir durch.

Trotzdem.

Der Mordsblog schaut neidisch auf den Dom-Zoo.

Obwohl beide aus demselben Stall kommen.

Montag, 24. Juni 2013

Jesus steigt herab



In grauer Vorzeit habe ich einmal Publizistik studiert, was interessant war, solange man sich von der Noelloskopie fern hielt ("Hier haben wir das Ergebnis, dass alle Medien linksradikal unterwandert und Feinde von Helmut Kohl sind, nun machen wir die Empirie dazu…").  
Dabei beschäftigte ich mich auch mit dem Entstehen von Nachrichten an sich und fand dort einen wunderbaren Begriff: Pseudoereignis. Ein solches ist etwas, das speziell zu dem Zweck veranstaltet wird, DASS in den Medien darüber berichtet wird. Die Pressekonferenz wurde damals als das Musterbeispiel eines Pseudo-Ereignisses genannt. Doch das war zu einer Zeit, als das Privatfernsehen gerade das Embryonalstadium verließ und die ganz modernen Medien noch nicht einmal feuchte Träume von Global Village Phantasten waren.
Einer unschuldigen Zeit also, in der man noch persönlich miteinander sprach, manchmal minuten- oder gar stundenlang, ohne auf irgendwelchen berührungsempfindlichen Glasscheiben herumzuwischen um die Konsistenz des gerade beendeten Stuhlgangs weltweit zu kommunizieren.
Lange, lange ist es her.
Damals dominierten mit mindestens 90% Meldungen die Nachrichten, die sich mit Dingen, Menschen, Entwicklungen und Ereignissen befassten, die medienunabhängig geschahen. 
Heute drängt sich mir der Eindruck auf, dass sich die Verhältnisse verkehrt haben. Immer öfter realisiere ich, dass sich das Nachrichtenwesen inzwischen zu 90% mit Pseudoereignissen befasst.
Doch es gibt nichts, das nicht noch einmal zu überbieten wäre.
Was sich gerade abspielt, hätte sich vor 30 Jahren niemand träumen lassen. 
Eine ganze Republik starrt gebannt nach Süden. Das öffentliche Leben ist gründlicher lahmgelegt, als durch einen Generalstreik.
Aber warum?
In einer hochprofessionell arrangierten Totalinszenierung wird man Zeuge einer, nennen wir sie mal „Begebenheit“, die an Banalität kaum zu überbieten ist, tagtäglich weltweit millionenfach stattfindet – und über die mit keinem Wort berichtet wird. 
Ein Angestellter erscheint zu seinem ersten Arbeitstag. 
Welch eine Sensation…
Nun gut, es handelt sich im aktuellen Fall um den Turnlehrer einer Akrobatentruppe im Showgeschäft, die das letzte Rechnungsjahr ziemlich erfolgreich bestritten hat und insofern inzwischen internationalem Standard genügt, als nun auch dieses Unternehmen einen geständigen Wirtschaftsverbrecher an der Spitze hat.
Trotzdem.
Hat irgendjemand schon einmal erlebt, dass die bloße Ankunft eines Fußballtrainers wochenlange Lebend-Berichterstattungen ausgelöst hätte, die ganze Sender dominieren?
Geht es eigentlich noch lächerlicher? 
Dieses Affentheater verfolgen zu müssen bereitet mir geradezu körperliche Schmerzen. Besonders schlimm ist, dass man sich dem absolut nicht entziehen kann, weil es mit aller Marktmacht in JEDE Nachrichtensendung in JEDEM Medium hineingedrückt wird.
Jesus is coming down. Live.
Hallelujah.
Doch was wird, wenn er dann doch nicht (mehr) über’s Wasser gehen kann?
Wird dann wieder live berichtet? Von seiner Himmelfahrt?