Vor ewigen Zeiten fuhr ich im Prinzip alles was Räder hatte. Als persönlichen, freudigen, horizontalen Personentransportierer. Es durfte nicht mehr als 1000,-- Mark kosten und hatte dem entsprechend die Angewohnheit, zu den ungünstigen Zeiten an den ungünstigsten Orten die Bewegung zu verweigern.
Obwohl schrauberisch nicht vollkommen talentfrei, überstieg die eine oder andere Panne meine Fähigkeiten der Improvisation und ich trat Deutschlands größtem Verein bei, dessen Dienste ich dann ziemlich regelmäßig in Anspruch nahm. Glücklich war, wer in Fußweite einen orangenen Telefonkasten fand. Zu Zeiten der Brieftaube war an eine mobile Kommunikation jenseits des gerufenen Wortes nämlich noch nicht zu denken.
Seitdem diesem meinem Vereinsbeitritt erreicht mich monatlich ein Druckwerk, dessen Inhalt zu wenigstens 50% aus Werbung für ADAC Reise, ADAC-Versicherungen, ADAC-Mitgliedschaften, ADAC-Schleuderkursen, ADAC-Freundschaftswerbungen usw besteht.
Ein weiterer, nicht unerheblicher Teil der Seiten wird dazu verwendet, mich über das breite Angebot an Treppenliften, Behindertentoiletten sowie Elektrorollstühlen mit und ohne und mitohne Dach und Türen und Anhänger zu informieren.
Wenn man es genau betrachtet, ist es doch eigenlich bedenklich, dass diese Fachindustrie mit Begeisterung und Hartnäckigkeit ausgerechnet in einem Organ wirbt, dessen Leserschaft sich auf Automobilisten rekrutieren soll. Irgendwann knallst auch Du vor die Wand. Oder wie?
Für meine Bildung sollte ich auch etwas tun, verrät allmonatlich die Umschlagrückseite. Man muss nur ankreuzen, was das Ziel sein soll. Schriftsteller gibt es spannenderweise auch als "Lehrberuf". Es ist immer wieder verlockend.
Und dann, aber erst dann, ist da noch der "redaktionelle Teil"...
Anfangs habe ich die "Tests" immer mal wenigstens überflogen, bis sehr schnell klar wurde, dass diese Zeitschrift sich noch viel mehr als 5. Kolonne der heimischen Automobilindustrie versteht als Auto Mercedes und Sport. Deutsch: guuuuuut. Nichtarisch: schleeeeeecht!
Nach wenigen Jahren blätterte ich das Buntpapier nur noch durch.
Heute fliegt die Motorwelt diekt ins Altpapier, sobald ich sie aus dem Postfach hole. Abbestellen lässt sie sich ja nicht. Man ist sozusagen als Mitglied zwangsverpflichtet, die auflagenstärkste und gleichzeitig inhaltsfreieste Automobilzeitschrift Deutschlands zu erhalten.
Ich habe eine kleine, nicht repräsentative Umfrage unter Freunden und Bekannten gemacht, werde aber darob keine Engel verleihen. Nicht einmal blecherne.
Doch das Ergebnis ist frappierend.
97,3% der Teilnehmer meines Wettbewerbs halten es genau so wie ich.
Sie werfen das Blatt gleich weg.
Damit ist die Motorwelt tendenziell ein POD wie vielleicht noch die IHK-Nachrichten.
Ein Print Only Document.
Es geht nur darum, dass es gedruckt wird.
Ob es irgendjemand liest, spielt absolut keine Rolle.
Man könnte die Motorwelt auch mit Lorem ipsum füllen - und keiner würde es merken.
Lustig ist es schon, dass es jemand fertiggebracht hat, sich auf Basis eines solchen Blindtextimperiums eine gottgleiche Stellung in der Welt des Automobils zu verschaffen.
Oder wenigstens eine solche zu behaupten.
Armer Journalismus.